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Donnerstag, 27. August 2020

Alpenüberquerung

 Letzte Jahr um diese Zeit ging ein Traum von mir in Erfüllung: Die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran!!

Eine Freundin und ich hatten den gleichen Wunsch und gemeinsam haben wir uns im August 2019 auf den Weg gemacht.

Eigentlich begann diese Reise aber schon viel früher. Bei den Vorbereitungen wurde mir schnell klar. Diese Reise ist was ganz besonderes, bei dieser Reise ist das Ziel der Weg!

Für uns beide stand schnell fest, für diese 1.große Tour brauchen wir einen Guide

Gesagt... geplant .....Auf Empfehlung haben wir bei einer Bergschule angerufen und gebucht.

Die boten einige „Überquerungstouren“ an. Unsere Entscheidung viel dann auf eine Tour etwas Abseits der gängigen Route.

In unserer Unwissenheit war das der absolute „Glücksgriff“ gewesen, den dieser Weg war nicht so stark frequentiert wie die klassische Route.

Auch das unsere Gruppe klein war, war ein toller „Zufall“. In der Regel laufen in solchen Gruppen bis zu 15 Personen und mehr mit….das wäre für mich der absolute Horror gewesen. Also waren wir einfach nur froh, über unsere kleine Gruppe.

Schon bei der Organisation merkte ich, dass ich mich präzise vorbereiten musste und es einige Planung bedurfte, um sicher ans Ziel zu kommen.

Die Entscheidung mit Bergführer zu laufen, war für uns „Neulinge“ absolut richtig gewesen. So konnten wir doch noch einiges über den Berg und das richtige Verhalten am Berg lernen.

Los ging diese Reise nicht nur mir der Planung der Rahmenbedingungen, sondern auch mit dem Fitnesstraining…..

Meine größte Angst war, ob ich das „Ganze“ konditionell überhaupt schaffen werde….. zum Glück hatten wir ca. 4 Monate zur Vorbereitung eingeplant. Laufen war angesagt!!

Mit Rucksack - ohne Rucksack... mit Stöcke - ohne Stöcke, bergauf-bergab ...eintägige - mehrtägige Touren….und verschiedene Gymnastikübungen zur Kräftigung der Rücken und Beinmuskeln.

Wenn ich das hier so schreibe hört sich das richtig fleißig an….;)

Nur in der Realität musste ich sehr gegen meinen inneren Schweinehund kämpfen. Zu allem Überfluss bekam ich dann auch noch die Grippe, was mich in meinem Training sehr zurück schlug.

Ich selber gab mir für das Vorbereitungstraining die Note „befriedigend“ Ich war mit meiner Leistungen und Kondition nicht zufrieden.

Und mit dieser Leistung möchte ich eine 7-tägige Alpenüberquerung mit bis zu 9 Stunden Gehzeit und Gepäck auf dem Buckel schaffen??“

Davor hatte ich einen riesengroßen Respekt. Immer wieder war ich sehr verunsichert und zweifelte sehr, ob das wirklich machbar ist.

Es war gut das wir zu zweit waren. So haben wir uns gegenseitig Mut zu gesprochen, uns zum Wandern animiert und zum Durchhalten motiviert.

Trotz aller Umständen konnten wir einige Kilometer und Etappen in der Vorbereitung zurück legen. Mit jedem Schritt und der Konzentration auf das Jetzt konnte ich an Kondition und Kraft zunehmen.

Zu so einer großen Tour gehört auch die richtige Ausrüstung …..und da Bedarf es eine gute Beratung, dass „frau“ das Richtige kauft.

Ich wollte nicht viel Geld ausgegeben und auf keinen Fall mit den neusten Trends in den Bergen Rum rennen.

Der alte Rucksack von meinem Vater war aber dann doch schnell aussortiert, weil er nicht richtig auf den Hüften saß.

Meine 15 Jahre alte Wetterjacke musste auch weichen, das Innenfutter hatte sich aufgelöst und somit war die Wassersäule kaputt.

Und ganz wichtig sind die richtigen Schuhe mit den passenden Wandersocken. So habe ich doch etwas Geld in Schuhe, Jacke und Rucksack investiert. Wie sich im Nachhinein raus stellte war diese Anschaffung richtig gewesen!!

Mit der richtigen Ausrüstung haben wir uns dann an das Packen gemacht.

7 Kg Gepäck war die allgemeine Empfehlung.

7 Kg ?? Das ist nicht viel! Meine Begleiterin hat jedes Teil abgewogen.

Ich war der eher etwas lachs. Ich dachte: „Mein Rucksack hat nur ein Fassungsvermögen von 7,5 kg und was mit muss, muss mit“.

Hä“?! Falsch gedacht….. Beim zusammen tragen meiner Sachen wurde ganz schnell klar, das ist Zuviel. Es passte sowieso gar nicht in meinen Rucksack 7 Kg ist sehr wenig ;)….ein weiteres Mal aussortieren und reduzieren stand auf dem Programm. Schlussendlich war mein Gepäck auf das Minimum zusammen geschrumpft und nun hatte alles Platz im Rucksack.

Es ist schon erstaunlich auf wie viel „frau“ verzichten kann!

Dann kam der große Tag und ich hatte verschlafen!! Nach einem Anruf, einem großen Schreck und einer Tasse Kaffee ging es mit 67 PS und im Vollgas nach Oberstdorf. Ankunft mit Glockenschlag 10.00 Uhr. Unsere Gruppe wartet schon gespannt auf die letzten Teilnehmer. So hatte ich mir den Start nicht vorgestellt.

Bevor wir los marschierten, wurde das Gepäck von unserem Bergführer gewogen.

Damit es keine bösen Überraschungen gibt und keiner vor dem Ende zusammen bricht wird das Gepäck gewogen“, so seine Aussage.

Mit vielen Kommentaren und Witzen wurde das Gepäck von uns 8 Teilnehmer an die Waage gehängt. Alle Rucksäcke waren über 10 Kg.

Sofort schoss mir der Gedanke in den Kopf:“ Oh Schreck was habe ich alles vergessen“?

Dann war ich dran….

7 kg Marschgepäck, sehr gut. Dieses Gewicht ist gut zum tragen. Das traue ich dir zu,“ so seine Aussage über meinem Rucksack.

Ich war erleichtert und doch skeptisch. Immer wieder kam der Gedanke, hoffentlich fehlt mir nichts?!

Die anderen hatten deutlich mehr. Keiner musste etwas zurück lassen!

Trotz Empfehlung. Ich war beeindruckt, wie gelassen der Bergführer, damit umging….schließlich muss er sich das Gejammer über das Nicht-mehr-können und hätte-ich-nur-nicht-zu-viel-mitgenommen anhören.

Aber es ist schwierig etwas zurück zu lassen, wenn man nicht weiß was auf einem zu kommt. Da können die Erfahrenen noch so reden….und ich war nach wie vor sehr verunsichert!! Aber ich wollte Vertrauen, dass er es weiß und sein Rucksack war noch kleiner als meiner;)

Aber Vertrauen und los lassen scheint nicht so einfach zu sein, besonders wenn das was auf mich zu kommt ungewiss ist.

Das mit dem „zurück-lassen“ scheint der Bergführer auch zu Wissen und genau für diese Fälle gibt es eine 2. Chance! Nach unsere ersten 5 Stündigen Etappe, in der uns der Guide „heimlich“ auf Kondition und Ausdauer prüfte und jeder für sich die Schwere seines Rucksacks erleben konnte, hatten wir unsere erste Berghütte erreicht. Hier gab es die Möglichkeit das Gepäck nochmals zu überprüfen und das wirklich Unnötige ins Tal zu schicken. Einige meiner Mitstreiter haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht.

Und ich, ich war einfach nur froh über meine sparsames Gepäck und mein Vertrauen!

Ist es nicht oft so, dass

ich viel zu viel Unnötiges in meinen „Lebensrucksack“ packe und meine alles muss mit?!

...ich viel zu viel Ballast durch das Leben schleife, wo los lassen besser wäre?

ich Sicherheit an Dingen fest mache, anstatt zu vertrauen?


Mich hat diese Reise einiges gelehrt….

Es war schon erstaunlich, das Gepäck welches der Bergführer mir zugetraut hat, war kein Problem. Es hat mich auf der gesamten Tour nicht belastet.

Es war zwar da und beim abnehmen spürte ich, dass ich einiges an Gewicht getragen hatte, aber es war nie zu viel oder zu schwer!!!

Jeden Tag aufs Neue konnte ich mir den Rucksack auf den Rücken schmeißen und los marschieren.

Das fand ich sehr erstaunlich…..weil das Tragen von dem Rucksack über mehrere Tage war eine meiner größten Sorge im Vorfeld gewesen.

Wenn ich so darüber nach denke, bin ich froh das ich der Empfehlung folgen konnte. Hätte ich nach meinem vermeintlichem Bedarf gepackt, wäre die Waage weit über 10 Kg gestiegen!!

Interessanterweise hatte ich alles dabei was ich brauchte.


Da stelle ich mir schon die Frage:

Was stecke ich alles in meinen Lebensrucksack rein?“

Sorgen, Ängste, Zweifel, Zukunftsfragen, usw.

Vergangenes, Schuld, Einsamkeit, usw.

Ich trage doch viel zu viel Ballast durch mein Leben.

Sachen“ die auf meiner Reise überhaupt nicht nützlich sind.

Sorge euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage“. Mt. 6,34

Ist das nicht eine Erleichterung mich nur auf den Augenblick zu konzentrieren? Ich brauche nur das tragen, was ich an diesem Tag benötige!!

Und genau wie der Bergführer mir 7 kg zutraut Tag für Tag über die Berge zu schleppen, traut mir Gott nur soviel zu, dass ich einen Tag durch stehen kann.

Nicht an jedem Tag wünsche ich mir UNENDLICHKEIT, aber mit deutlich reduziertem Gepäck, kann ich jeden Tag gut leben!

Und wenn es doch mal zu viel wird, gibt Gott mir die Zusage mein Gepäck neu zu sortieren und das Überflüssige raus zu schmeißen:

Alle eure Sorgen werft auf ihn; den er sorgt für euch“ 1. Petrus 5,7

WUNDERBAR…..

Warum nur fällt mir das Los- lassen so schwer?

Warum nur fällt mir das Vertrauen so schwer?

Warum bürde ich mir immer zuviel Gepäck auf ?

Aufstieg...immer dabei unser Gepäck;)

WUNDERBAR



Der Weg ist das Ziel 

ANKOMMEN



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