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Sonntag, 29. November 2020

Begegnung im Kontaktverbot

Eigentlich wollte ich über was anderes schreiben, aber ich hatte eine Begegnung und die wollte ich Euch einfach nicht vorenthalten. Dieser kurze Kontakt hat mich zum nachdenken gebracht.

Seit einigen Tagen wird unser Alltag wieder von einem Kontaktverbot bestimmt. Freunde treffen ist nur ganz eingeschränkt möglich, beim Arbeiten gibt es viele Auflagen und das Einkaufen erledige ich mit den üblichen AHA- Regeln und im Schnelldurchgang. Ja Niemanden zu nahe kommen lautet die Devise und ich versuche mich an die gebotenen Regeln zu halten. Bis zu diesem Morgen.....

Ich schlendere durch die morgendlichen Straßen. Kalt, klare Luft zieht um die Häuser. Bis auf den Bäcker sind alle Läden geschlossen. Ein paar Menschen sind eilig unterwegs und zwei Straßenkehrer drehen ihre Runden und sorgen für eine saubere Stadt. Da ich noch etwas Zeit habe bis zu meinem Termin, entschließe ich mich noch eine kleine Schleife extra zu laufen. Und just in diesem Augenblick kommt von der anderen Straßenseite ein junger Mann auf mich zu. Schon von weitem ruft er mir ein: "Hallo, können Sie mir helfen?" zu.

Da er optisch sehr verwahrlost aussah, überlegte ich mir: "Gebe ich ihm mein gerade gekauftes Frühstück oder lieber ein paar Euros mit!" Zielstrebig steuerte der junge Mann auf mich zu. Und was dann kam, ließ mich einfach nur glotzen. Ich war völlig überrumpelt!!  Schon seine 2. Frage: "Können Sie mir bitte dringend helfen?" Ließ mich ihn etwas irritiert anblicken...normal kommt doch gleich:       "Hast Du mir mal`nen Euro?" 

So nicht heute.

Verzweifelt schaut mich der junge Mann an und dann kam seine Frage: " Ich brauche wirklich Ihre Hilfe...Können Sie mir meine Hose zu machen?" Entsetzt starrte ich den jungen Mann an. Er blickte mich an...ich blickte Ihn an...meine Hirn war am rattern und ich war völlig sprachlos!!

Ich sagte zu Ihm: "WAS ich soll Deinen Hose zu machen?" " Ja, bitte": kam die prompte Antwort zurück. Ich war überfordert und sagte :" Äh, nee, hallo, wie stellst du dir das vor ? Ich kann doch nicht hier auf der Straße an Deiner Hose rum machen!" "Aber die rutscht und ich bekomme sie einfach nicht zu", war seine flehende Antwort.

Ich völlig entgeistert und wusste nicht was ich machen sollte. Der junge Mann schaute mich aus seinen kindlichen Gesicht an und sagte nochmals:" Bitte helfen Sie, ich bekomme die Hose mit einer Hand nicht zu:"

Da schaute ich genauer hin und sah, dass er seine linke Hand völlig steif im Ärmel hielt und die Grundgelenke der Finger ganz schwarz waren....mit dieser Hand konnte er die Hose auf keinen Fall zu machen.

Und mit anderen Hand hielt er eine viel zu kleine Hose krampfhaft fest. Sein mittlerweile entblößter Bauch, den er mir entgegenstreckte, schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen.

Und Jetzt Du... WAS WÜRDEST DU TUN ? Wie würdest Du die Geschichte weiter schreiben??

In Zeiten von Corona und Kontaktverbot...? 

In Zeiten groß geschriebener Schlagwörter Wir stehen füreinander ein...!? 

In Zeiten  der Ansteckung...?

Einige Tage vor dem ersten Advent.....wo Nächstenliebe und Spendenaufrufe uns tagtäglich umwerben!?

Welches Gefühl würde Dich  in dieser Situation begleiten?

Mitgefühl....Mitleid....Angst....Eckel....Traurigkeit....Wut....????

Meine Geschichte geht weiter und sie hat mich einiges gelehrt....

Es sind genau die Menschen, denen ich mit Liebe begegnen darf, die Gott mir tagtäglich vor die Füße stellt. 

Es sind genau die Situationen, die mich herausfordern... 

Es sind genau die Begegnungen, von denen ich lernen darf.....

Wie ist Jesus mit den Menschen umgegangen, die seine Hilfe benötigen. 

In Matthäus 15,29- 31 lesen wir: Eine große Menschenmenge kam zu ihm auf den Berg und brachte ihm viele Menschen mit unterschiedlichen Gebrechen und dann heißt es weiter Jesus heilte alle! Jesus sein Mitgefühl galt den Menschen...er heilte sie alle. 

Was ist mit meinem Mitgefühl, gilt es den Menschen..... helfe ich in der Not??

Und ein weitere Vers hat mich sehr zum nachdenken gebracht: In Hebräer 13,2 heißt es: Vergesst nicht Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, denn auf diese Weise haben einige Engel beherbergt.

Was ist mit meiner Gastfreundschaft, lebe ich sie auch wenn sie nicht im typischem Gewand da herkommt??

Mich hat diese Begegnung getroffen, mich hat meine Reaktion zum nachdenken gebracht!

UND....in Zukunft werde ich immer eine Schnur dabei haben....


So wie die Rinde von diesen Bäumen geschält wurde,
hat diese Begegnung an meiner " Herzensrinde" geschält! 

 Liebe Grüße, viele gute Gedanken und eine schöne Adventszeit! 💝