Atmen holen…..noch nie war es für mich so anstrengend, noch nie habe ich meinen Atem so gespürt wie heute.
Meine eigene warme und feuchte Luft atme ich ein….Meine eigene warme Luft atme ich wieder aus….schwer, anstrengend und eingeschränkt empfinde ich das Atmen.
Ein und aus…unermüdlich kämpft sich meine Luft durch die Maschen vor meinem Mund… ein aus…ein aus…ein aus….
Der Mundschutz liegt wie ein Fremdkörper vor meinem Mund. So richtig will ich mich an den neuen Begleiter nicht gewöhnen!!
Und doch scheint sich dieses neue „Kleidungsstück“ in meinem Leben breit zu machen!!
Mundschutz. Mund- Nasenschutz. Mauldäschle. Maulkappe oder wie er auch immer genannt wird, soll das Infektionsgeschehen eindämmen.
Mir wird es ein bisschen schummrig und ich bin froh, dass ich aus dem Laden raus bin.
Ich reiße das Stück Stoff von meinem Mund. Endlich kann ich frei atmen!!
Durchatmen …..Was für ein angenehmer Moment!!
Beim Wandern bergauf, spüre ich auch ganz deutlich meine Atmung…ich höre mich atmen, ich fühle die Anstrengung. Auch hier ist das Atem holen beschwerlich und ich merke, wie das Luft holen mich anstrengt. Aber mit einem kleinen Unterschied, der Sauerstoff strömt frei in meine Lungen.
Der Brustkorb hebt und senkt sich. Die frische Luft tut gut. Mein Atem fließt frei und klar ….ein aus…ein aus..ein aus…ein aus…
Das bringt mich zum Nachdenken.
Unsere Atmung…..Lebenselixier!! Von Gott selbst in uns hinein gelegt.
„Gott der Herr, machte den Menschen….und blies ihm den lebendigen Odem in seine Nase. Und also war der Mensch eine lebendige Seele.“ Auszug 1. Mose 2,7
Vom ersten Atemzug bis zu unserem letzten Atemzug flankiert die Atmung unser aller Leben. Mit jedem Atemzug begleitet mich Gott durch mein Leben.
Dazu ein paar Fakten:
Ein Erwachsener amtetet ca. 12-15 x in der Minute ein und aus. Pro Atemzug entspricht das ca. ein halber Liter Luft. Somit nimmt eine Erwachsene Lunge ca. 8. Liter O2 in der Minute auf. Und das entspricht ca. 10.000 Liter am Tag.
Bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren macht ein Mensch ca. 500.000.000 Atemzüge.
500 Millionen „Begegnungsmomente“ mit Gott…..Er ist immer präsent, er begleitet mich ein Leben lang.„Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem Gottes hat mir das Leben gegeben“. Hiob 33,4
Kaum einer denkt darüber nach. Kaum einer nimmt die Atmung wahr. Sie ist einfach da und funktioniert ganz automatisch.
Die Atmung …
passt sich meiner Lebenssituation an.
passt sich meiner körperlichen Anstrengung an (steigt mein Pulsschlag, steigt meine Atemfrequenz)
passt sich meiner Entspannung an (beim Schlafen wird die Atmung ruhiger und langsamer)
passt sich meinen Gefühlen an. (Bei Angst beispielsweise verändert sich meine Atemfrequenz, sie wird schneller und flacher)
Die Atmung ist da!! Unbewusst gesteuert vom vegetativen Nervensystem und doch beeinflussbar! Damit hat dieses System ein Alleinstellungsmerkmal. Auf kein anderes Körpersystem können wir so bewusst Einwirken. Das Herz beispielsweise können wir nicht eben so mal anhalten, wie wir die Luft anhalten.
Und genau das macht die Atmung so einzigartig.
Schon in den 1920 iger Jahren legten die Gymnastiklehrerin großen Wert auf die Atmung und erkannten die Wichtigkeit der Atmung in der Therapie und Behandlung. Von vielen belächelt und nicht ernst genommen, wurde in kleinen Studios die Atemtherapie und Gymnastikübungen umgesetzt.
Ich bin begeistert, mit was für einem Pioniergeist die jungen Frauen sich an die Arbeit machten.
Solche Leitsätze prägten die ersten Gymnastikstudios:
* „Das normale Atmen ist ein Zusammenspiel von Bewegungen des Brustkorbes und des Bauches. Man sollte dies täglich üben“.
* „Die Atmung leidet beträchtlich bei einer sitzenden Berufstätigkeit“.
* „Wer Angst hat dessen Körper verändert sich, die Atmung wird flach, der Mensch verkrampft sich. Dadurch legt der Mensch sich eine andere Körperhaltung zu“.
So eine der Thesen (in Kurzform) der Gymnastiklehrerin Carola Speads°.
Darüber hinaus schreibt sie in einem Buch, dass 1978 veröffentlicht wird: „Der moderne Mensch lebt buchstäblich in einer atemlosen Zeit“.°°
Was für weise Worte….
Schon ohne dem Mundschutz rennen wir oft atemlos durch das Leben und bekommen dadurch weniger Sauerstoff ab. Jetzt sind wir zwar in vielen Dingen ausgebremst und vielleicht nicht mehr ganz so atemlos, aber die Luftaufnahme ist durch die Maske erschwert. Sauerstoffmangel entsteht!!
Wie kann ich meine Lunge trainieren und stärken.
Wie kann ich meine Lunge belüften und den Sauerstoffaustausch verbessern.
Die sogenannte Vollatmung besteht aus 3 unterschiedlichen Atemarten:
Der Brust-, der Flanken-, und der Bauchatmung. Diese drei Säulen der Atmung lassen sich gut trainieren.
Setze Dich aufrecht auf einen Stuhl. Lege die Hände auf Deinen Brustkorb. Der Brustkorb hebt und senkt sich. Die meisten Menschen sind sogenannte Brustatmer und atmen nur in den oberen Teil der Lunge. Sie ziehen bei der Atembewegung den Brustkorb nach oben.
Spüre einmal nach, wie Deine Atembewegung sich anfühlt.
Wie kann ich meine Atmung trainieren?
1. Die Bauchatmung: Lege die Hände auf den Bauch. Atme in die Hand ein. Der Bauch hebt sich während der Einatmung und beim Ausatmen senkt sich der Bauch nach innen.
Atme bewusst zu Deinen Händen.
Ganz oft passiert eine paradoxe Atembewegung, d.h. der Bauch geht nach innen beim einatmen und nach außen beim ausatmen.
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Bauchatmung |
2. Die Flankenatmung: Lege die Hände rechts und links an den unteren Rippenbogen. Nun atme wieder gegen die Hände ein. Die Rippen heben sich nach außen. Die Lunge wird nun seitlich ausgedehnt und kann dadurch noch mehr Sauerstoff aufnehmen.
Wiederhole die Übungen immer wieder und mache Dir im Alltag Deine Atmung immer wieder bewusst. Ziel ist es die Brustatmung zur Vollatmung umzuwandeln.
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Flankenatmung |
3. Eine weiter tolle Atemübung ist, die Bauchatmung wieder aufzunehmen. In die Hände, in den Bauch einatmen (Normal einatmen, nicht extra tief Luft holen) und beim Ausatmen die Lippen nur leicht öffnen (das ist die sogenannte Lippenbremse) und die Luft gegen den Widerstand raus strömen lassen.
Diese Atmung verbessert nicht nur den Sauerstoffaustausch, sondern wirkt sich auch positiv auf das Lymphsystem aus.
Tipp:
- Die Atemlehrerin von Christoph Ribbat erschienen im Suhrkampverlag 2020
- Den Atem steuern und mit ihm heilen. GEO Artikel von Diana Laarz
° Carola Speads/Spitz: Info auf Wikipedia
°° Carola Speads- Breathing: The ABCs, New York